Historia Domus

Die „Historia Domus“  wurde von Pfarrer Balthasar Baschinger  geschrieben. Am 01.01.1729 zu Fels in Österreich getauft, studierte er in Graz Theologie.  Balthasar Baschinger war von 1757 bis 1767 Pfarrer und Dekan  in Guttenbrunn  und hat seinem Ruf als guter Seelsorger Ehre gemacht. Vorbildlich und äußerst genau sind die Kirchenbücher/Matriken von ihm geführt worden. In seinen Kirchenbucheinträgen sind nicht nur alle Personendaten genau festgehalten, sondern zusätzlich mehr als 500 gut verwendbare Einträge über die Herkunftsorte der Guttenbrunner Kolonisten zu finden. 

Die „Historia Domus“  erweist sich von besonderem historischen Wert,  da sie eine bedeutende Quelle zur frühesten Ortsgeschichte darstellt. Zudem enthält sie vier Konskriptionslisten der gesamten Guttenbrunner Bevölkerung aus den Jahren 1729, 1741, 1745 und 1747, sozusagen eine Volkszählung der Siedler und stellt eine wichtige sippenkundliche Urkunde dar.   


Sie lautet:


HISTORIA DOMUS (ORIGINALTEXT): 

Locus iste incepit Anno 1724. Ab initio filialis Lippensis. Anno 1729 facta Parochia, Paro-chus tum intertentus et solutus a Comite usque ad Anno 1738. Divina ab initio peracta in Domo Parochiali.

Ecclesia incepta aedificari Anno 1736 et altero anno finita a Comite, et tam campanae quam alia supellex comparata, excepto calice Argenteo, qui ab Excellentissimo et Illustrissimo Domino Episcopo Falkenstein doratus.

Anno 1736 incepit locus Gutwill filialis Gutenbrunensis. Tempore belli et pestis vero partim mortuis, partim dispersis incolis iterum desiit.

Ab initio erant familiae circiter 50. Dispersis incolis Gutwillensibus terrenum datum Gutenbrunensibus, 1749 ad aedificandas novas domus , et increvit numerus familiarum supra 80.

 Habitis et exortis multis rixis inter Seftinenses et Gutenbrunenses propter terrenum Gutwill, querellae ad Praefecturatum Lippensem delatae sunt. His saepius per Gutenbrunenses repetitis, Dominus Praefectus ad rem complanandam volebat divisionem terreni inter Gutenbrunenses et Seftinenses facere. Sed Gutenbrunenses, utpote in possessione integri terreni jam 7 annos ab Imper. Administratione constitati contra divisionem protestati sunt. Quore res commissionaliter inquisita, et demum Anno 1750 terrenum divisum, ita ut major pars Setinensibus, minor vero Gutenbrunensibus data fuit tametsi triginta aliquot familiis numerus incolarum increvisisset.

Anno 1753 septendicem novae familiae ex Lotharinga et Nigra Silva huc adductae, et iis domus aedificatae sunt, pro agris et pratis vero illis terrenum Sabran datum fuit, postquam incolae Walachi prius uniti ad Schisma deflectentes inde amandati fuisseent. Sed his unionem aut nunquam sedeseruisse, aut de novo amplecti velle asserentibus, iterum terrenum Sabran majori ex parte restitui debebat, tametsi iterum numerus incolarum his familiis jam auctus esset. Hinc duplici hoc titulo propter numerum incolarum angustia terreni premuntur.

 Anno 1762 advenientibus viginiti aliquot familiis ex imperio, memoriale datum ex Excel. Administratione pro terreno Kutvill; et preces quidem illico per rescriptum exauditae; sed traditio hujus terreni primo facta Anno 1764 mense Aprili.

 Mense Majo et sequentibus ejusdem anni de novo huc missi colonistae, circiter 120 familiae; et cum pro tot hominibus terrenum rursus nimis angustum esset; partes exiguae ab Aliosiensibus penes Gomila mare; a Gessenizensibus cis viam Temesvarensem, et a Neroensibus trans priorem viam Aradiensem - quae jam per locum Gutenbrun ducit - ad hujatem possessionem adjunctae sunt; Et praeterea pagus unitorum in Sabran destructus, incolae huc transmigrare, et hic in assignato loco domos aedificari jussi, totum vero terrenum Sabran cum Gutenbrunensi unitum, ita ut Sabranenses tantum, quod ipsis necessarium est, ex illo uti possent, reliquum vero Gutenbrunensibus cederet.

Anno 1765 rursus advenerunt circiter 160 colonistarum familiae, qui tamdiu hic habitabant, donec ipsis terrenum Neroensium, alio transmigrare jussorum, traderetur, et locus novus in via regia circiter in medio inter Lippam et Gutenbrun, nomine Neudorf, pro ipsis aedificaretur; qua occasione qui interim hujates Parochiani sunt; iterum exigua terrae pars inter Molendinum et Nero Gutenbrunensibus tradita; econtra multo major pars terreni Gessenizensis, quae penes viam regiam est, Neudorfensibus adjudicata.

Eodem anno ampliatum fuit cometerium, et nova ejusdem pars ex Licentia Reverendissimi Domini Praepositi et Vicari Generalis, die 11 Augusti benedicata.

 

 

HISTORIA DOMUS (ÜBERSETZUNG AUS DEM LATEINISCHEN):

 

--- Übersetzung des lateinischen Textes durch Herrn Albach, der Lateinlehrer an der Augustinerschule in Friedberg/Hessen ist; Die Übersetzung des Textes war lt. Herrn Albach teilweise etwas schwierig, da der Originaltext einige unklare Stellen, wie auch erhebliche Grammatikfehler aufweist. ---

 

Dieser Ort da begann im Jahre 1724. Von Anfang an eine Filiale von Lippa. 1729 wurde er eine Pfarrei. Der Pfarrer wurde damals unterhalten und bezahlt vom Grafen bis zum Jahre 1738. Gottesdienst fand von Anfang an in der Pfarrkirche statt.

 Der Kirchenbau wurde 1730 begonnen, und im Jahre danach vom Grafen vollendet, und so wie die Glocken auch das andere Gerät beschafft, mit Ausnahme des silbernen Kelches, der vom herausragend und hochberühmten Herrn Bischof Falkenstein geschenkt wurde.

Im Jahre 1736 begann der Ort Guttwill als Filiale von Guttenbrunn. Durch Kriegszeit und Pest starben aber die Einwohner zum Teil, teils wurden sie verstreut, und der Ort erlosch wieder.

Von Anfang an gab es etwa 50 Familien. Nachdem sich die Einwohner von Guttwill verstreut hatten, wurde den Guttenbrunnern das Gelände 1749 gegeben zum Erbauen von neuen Häusern, und die Anzahl der Familien wuchs auf über 80.

Nachdem viele Streitigkeiten ausgebrochen waren zwischen Guttenbrunnern und Seftinensern wegen des Geländes Guttwill, sind die Streitereien der Verwaltung von Lippa überbracht worden. Nachdem diese öfter durch die Guttenbrunner wiederholt worden waren, wollte der Herr Präfekt, um die Sache zu beenden eine Teilung des Geländes zwischen Guttenbrunnern und Seftinensern durchführen. Aber die Guttenbrunner, nämlich festgesetzt durch die kaiserliche Verwaltung schon 7 Jahre  im Besitz des ganzen Geländes, haben gegen die Teilung protestiert. Deshalb wurde die Angelegenheit durch eine Kommission untersucht, und schließlich das Gelände geteilt, so daß der größere Teil den Seftinensern, der kleinere den Guttenbrunnern gegeben wurde, obwohl die Einwohnerzahl um etwa 30 Familien gestiegen war.

Im Jahre 1753 sind 17 neue Familien aus Lothringen und aus dem Schwarzwald hierher geführt worden und ihnen sind Häuser gebaut worden, als Acker und Wiesen ist ihnen aber das Gelände Sabran gegeben worden, nachdem die Walachen, die vorher geeint waren vom Schisma ( = griechisch-orthodoxe Kirche ) abwichen und hierauf verbannt wurden. Aber jenen, die entweder schworen die Einheit niemals im Stich gelassen zu haben, oder sie von neuem übernehmen wollten, müßte wiederum das Gelände Sabran zum größeren Teil zurückgegeben werden, obwohl die Zahl der Einwohner schon gestiegen war. Von da aus, durch diesen doppelten Schlag wegen der Anzahl der Familien, werden sie belastet.

Im Jahre 1762 kamen etwa 20 Familien aus dem Reich. Es wurde von der hervorragenden Verwaltung eine Bittschrift abgegeben für das Gelände Guttwill und die Bitte sofort durch eine Antwort erhört. Aber eine Übergabe dieses Geländes wurde erst 1764 gemacht.

Im Monat Mai und den folgenden desselben Jahres sind von neuem Siedler hierher geschickt worden, etwa 120 Familien, und weil für so viele Menschen das Gebiet wiederum viel zu klein war, sind unbedeutende Teile von Aliosch beim " Meer Gomila " , von Gesinz diesseits des Temeswarer Weges und von Nero über den früheren Arader Weg hinaus, der schon zu dem Ort Guttenbrunn führt, zu hiesigem Besitz hinzugefügt worden. Außerdem ist das Dorf der " unitorum " in Sabran zerstört und den Einwohnern befohlen worden, hierher zu ziehen und hier am zugewiesenem Ort Häuser zu erbauen; das ganze Gelände von Sabran aber wurde mit dem von Guttenbrunn vereinigt, so daß die Sabraner so viel wie ihnen selbst nötig war, von jenem Gebiet nutzen konnten, das übrige aber den Guttenbrunnern zukäme.

Im Jahre 1765 kamen erneut etwa 160 Siedlerfamilien, die so lange hier wohnten bis ihnen selbst das Gebiet der Einwohner von Nero, denen befohlen worden war anderswohin zu ziehen, übergeben wurde, und der neue Ort an der Reichsstraße, etwa in der Mitte zwischen Lippa und Guttenbrunn mit Namen Neudorf für sie selbst erbaut würde, bei welcher Gelegenheit diejenigen, die inzwischen hiesige Pfarreimitglieder waren, wiederum ein kleiner Teil vom Gelände zwischen " Molendinum " und Nero den Guttenbrunnern übergeben wurde und im Gegenteil der bei weitem größere Teil von Gesinz, der bei der Reichsstraße ist, den Neudorfern zugeteilt wurde.

Im gleichen Jahr wurde der Friedhof erweitert, und ein neuer Teil desselben mit Erlaubnis des hochverehrten Vorgesetzten und Generalvikars am 11. August eingeweiht.


Faksimile der „Historia Domus“, Seite 1;  Quelle: familysearch

 Gemälde von Dekan Balthasar Baschinger zu Guttenbrunn; Diözesanarchiv Temeswar

 

Die Ansiedler Listen „Status Animarum“ aus den Jahren 1729, 1741, 1745 und 1747 sind unter Familienforschung zu finden.